Die Komfortzone freiwillig verlassen? Bugout als Selbstversorger?

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Jeder von uns kennt Geschichten von Aussteigern, Selbstversorgern und Leuten, die unserer Gesellschaft einfach den Rücken kehren wollen. Diese Menschen gab es schon immer und wird es mit Sicherheit auch in Zukunft geben. Durch die Prepper-Szene bekommt diese Art des Lebens wieder Aufschwung, wenn euch interessiert, ob das auch für mich eine Option darstellt, dann lest weiter.

Bei mir begann das Prepping mit einem Fluchtrucksack, dem berühmten „Bugout-Bag“, hierzu gab es einfach die meisten Videos und Berichte im Internet. Der nächste Schritt war und ist noch immer die Krisenvorsorge bei mir zuhause. Es ging dann noch weiter mit der Suche nach Bugout-Locations, das sind einfach Orte, zu denen ich flüchten würde, im Falle einer Bedrohung und das war bis jetzt alles. Es gibt nun Leute mit ganz anderen Vorstellungen von Prepping und Krisenvorsorge. Sie wollen die Abhängigkeit von Systemen und unserer Gesellschaft komplett überwinden und bereits jetzt ein einfaches, aber unabhängiges Leben führen. Im Grunde geht es darum, dass die Gefahr besteht, dass man sich nicht immer und ewig auf bestehende Systeme verlassen kann und bereits jetzt alternative Wege einschlagen sollte.

Man hört und liest immer wieder von solchen Menschen, einige davon schaffen es tatsächlich dauerhaft aus der Gesellschaft auszubrechen und dennoch ein glückliches und erfülltes Leben zu führen. Ich habe mir viele Beispiele hierzu angesehen, von Einsiedlern, Familien und ganzen Gruppen. Eines ist mir dabei sofort ins Auge gestochen, das sogenannte „einfache Leben“ ist alles andere als einfach. Man kann sich gar nicht vorstellen wie viel Arbeit in der Selbstversorgung steckt, man muss für Wärme sorgen, Nahrung und Wasser wird benötigt, man muss Dinge herstellen und bauen, diese müssen dann instand gehalten werden, Vorräte müssen angelegt werden und das alles ungeachtet der Jahreszeit und des Wetters.

Unsere moderne Welt bietet uns viele Dinge, Komfort, Schutz, Versorgung, Betreuung, Information, Unterhaltung und Vieles mehr, all diese Dinge sind wir nicht nur gewohnt, sondern wir leben in Abhängigkeit davon. Das war aber nicht immer so, bevor die industrielle Revolution in Europa Einzug hielt, waren die meisten Menschen Selbstversorger und mussten ihre Bedürfnisse ohne Hilfe moderner Methoden decken. Also kann man grundsätzlich sagen, dass wir das können, das zeigt uns die Geschichte. Da sich mit der fortschreitenden Entwicklung aber die Versorgung in allen möglichen Bereichen immer weiter verbessert und vereinfacht hat, sind viele Methoden und Arbeitsweisen zu einem großen Teil verloren gegangen.

Welche Bereiche sind problematisch?

Naturverbundenheit und Bushcraft

Wir leben schon lange nicht mehr in der Wildnis, daher kann kaum noch jemand von uns die zahlreichen Ressourcen der Natur nutzen. Sie würde uns Nahrung bieten, Baumaterialien, Medizin und Vieles mehr. Wir brauchen dazu die Industrie, damit sie die Naturprodukte entsprechend aufbereitet und wir sie nutzen können. Dieses Wissen vermittelt uns auch die Schule nicht, wofür auch?

• Handwerk

Wenn man bedenkt was unsere Vorfahren so alles gebaut und auch erfunden haben, ist das schon sehr beeindruckend. Sie hatten kein Internet oder einen Computer für Berechnungen und um Zeichnungen anzufertigen, dennoch stellten sie Bauwerke, Maschinen, Werkzeuge, Kleidung und Dinge aller Art her. Wer von uns könnte heute noch Wolle selbst herstellen und daraus ein Kleidungsstück stricken? Eine kleine Hütte zu bauen, die man das ganze Jahr bewohnen kann, ohne zu erfrieren, wäre schon eine große Herausforderung.

• Ackerbau und Viehzucht

Um sich selbst zu versorgen, kommt man nicht um Ackerbau und Viehzucht herum. Einen Garten anzulegen mag ja nicht so schwer sein, eine größere Gruppe zu versorgen, wird aber nur mit großflächigem Anbau gelingen. Mit Pflanzen alleine den täglichen Kalorienbedarf zu decken, wird ebenfalls schwierig, auf Eier, Milch oder Fleisch zu verzichten, könnte ich mir nur sehr schwer vorstellen. Wie man Nutztiere hält oder die Anbauflächen kultiviert, müsste ich von Grund auf neu lernen, davon habe ich zugegeben keine Ahnung.

• Lebensmittel haltbar machen

Meine Eltern, bzw. meine Großeltern kannten noch viele Methoden, um aus verderblichen Lebensmittel länger haltbare Varianten zu machen. Als ich noch ein Kind war, griffen wir oft nach irgendwelchen Einmachgläsern im Keller, mit den Früchten und dem Gemüse aus der letzten Saison. Es fanden sich auch Kartoffeln, Nüsse oder getrocknete Lebensmittel darunter. Als es noch keine Kühlschränke gab, wurden noch viele andere Varianten für die Verlängerung der Haltbarkeit angewendet, speziell bei Fleisch gab es vielfältige Methoden (Pökeln, Trocknen, Räuchern, usw.).

• Leben ohne Strom

Wer schon einmal einen längeren Stromausfall erlebt hat, wird wissen wie unangenehm das ist. Ein Leben ohne Strom wird heutzutage für die Meisten wahrscheinlich unvorstellbar sein, mich eingeschlossen. Ein paar Stunden ohne Strom sind schon extrem nervig, man wird nervös wegen der Lebensmittel in der Gefriertruhe und dem Kühlschrank, man kann nicht kochen, fernsehen, Musik hören und bei Dunkelheit wird Licht auch noch zum Problem. Heizungen brauchen meist ebenfalls Strom, wenn es also kalt ist, wird auch dies zum unangenehmen Risiko. Wenn es plötzlich für einen längeren Zeitraum keine Möglichkeit mehr gäbe Strom zu bekommen, dann wäre das mit Sicherheit eine extreme Erfahrung für mich.

• Medizinische Versorgung

Die Lebenserwartung unserer Vorfahren war definitiv kürzer als unsere. Seit vielen Jahren steigt diese an und ein Grund dafür ist die rasante Entwicklung unserer Medizin und des Gesundheitssystems. Auch wenn viele Aspekte der westlichen Medizin beanstandet werden können, wenn man ein Krankenhaus, einen Arzt oder einfach nur Medikamente braucht, wird man froh sein diese Versorgung zu bekommen. Wer sich von diesen Systemen unabhängig machen möchte, wird unangenehme Zeiten vor sich haben. Selbst wenn man ein Experte in Naturmedizin ist und sich mit Heilpflanzen gut auskennt, wird es Umstände geben, in denen man in Lebensgefahr gerät.

• Schutz und Verteidigung

Das Thema ist etwas unangenehm, aber es gehört für mich genauso dazu. Viele sagen jetzt wahrscheinlich „ich habe doch meine Schusswaffen, da soll mal jemand kommen“. Auch wenn ihr den ganzen Keller mit Nachschub an Patronen vollgestopft habt, irgendwann ist dieser Vorrat verbraucht und was dann? Wenn jemand nichts hat und feststellt, dass es bei euch etwas zu holen gibt, wird es für euch und eure Vorräte definitiv gefährlich. Vielleicht nicht solange alles in gewohnten Bahnen läuft, aber spätestens dann, wenn Chaos ausbricht. Wer also vor dem Eintreten einer Krise zum Selbstversorger werden möchte, wird sich etwas überlegen müssen, um diesen Status verteidigen zu können, speziell wenn das gefürchtete Szenario tatsächlich Realität wird.


 

An all diese Punkte und noch einige mehr, muss man denken, wenn es darum geht unabhängig leben zu wollen. Ich habe großen Respekt vor Menschen mit so einem Vorhaben, noch größeren Respekt habe ich vor jenen, die das tatsächlich schaffen. Es liegt dennoch außerhalb meiner Möglichkeiten und Lebensvorstellung jetzt bereits aus der Gesellschaft auszutreten. Ich liebe die Vorzüge und den Komfort unserer Gesellschaft, genauso liebe ich die Natur und einfache Dinge, daher möchte ich beide Bereiche erleben und genießen. Ich will nicht jetzt schon so leben müssen, als wenn die Welt bereits untergegangen wäre. Für viele mag Minimalismus, das Aussteigen aus der Gesellschaft oder ein Leben als Einsiedler das einzig wahre Glück auf Erden sein, ich werde diesen Weg erst dann gehen, wenn ich keine andere Wahl mehr habe und keinen Tag früher.

Wie seht ihr das? Könntet ihr euch ein Leben als Selbstversorger vorstellen? Lasst mir doch dazu einen Kommentar da und über ein Like würde ich mich auch freuen. Wenn ihr wollt könnt ihr meinen Blog auch gerne abonnieren!

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