Krisenvorsorge – Selbstversorger Traum oder Alptraum?

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Der moderne Mensch ist in hohem Maße von Systemen, Versorgungswegen, Rohstoffen und Gütern abhängig. Die Dinge des täglichen Gebrauches, werden regelmäßig eingekauft und sind fast rund um die Uhr verfügbar. Durch eine schwere Krise, kann sich das aber schlagartig ändern, nur wer ein Selbstversorger ist, braucht sich dann keine Sorgen machen, aber geht das überhaupt?

Ich bin Prepper und strebe eigentlich keine Selbstversorgung an, wenn dann nur in geringem Maße und nach meinen Möglichkeiten. Es gibt aber doch den einen oder anderen Menschen, der von einer kompletten Unabhängigkeit von externen Systemen träumt. Das fasziniert mich trotzdem und ich habe mir zu diesem Thema ein paar einfach Gedanken gemacht, bzw. mir gewisse Vorteile und Nachteile angeschaut.

VORAUSSETZUNGEN FÜR EINE SELBSTVERSORGUNG?

Wer vor hat sich selbst zu versorgen, wird dazu bereit sein müssen auf sehr viele Dinge zu verzichten (sofern derjenige nicht reich ist), des Weiteren wird man sehr viel Arbeit investieren müssen, damit man alles „am Laufen“ hält. Ob man aus Zeitgründen dann noch einer geregelten Arbeit nachgeht, sei dahingestellt, nach meiner Vorstellung, wäre für mich das Ziel einer Selbstversorgung auch, dass man keine Arbeit oder Einkommen mehr braucht. Wie weit man letztendlich geht, ist Gedankenspielerei, dazu möchte ich auf ein paar Punkte eingehen.

– Haus oder Unterkunft

Niemand wird eine Selbstversorgung im Freien anstreben, sondern in einem Haus, einer Hütte oder einer anderen Art von Unterkunft. Da wir nicht dafür ausgelegt sind in der freien Natur unter vielen verschiedenen Witterungsbedingungen zurechtzukommen, brauchen wir Schutz vor Regen, Nässe, Kälte, Wind, Sturm und Schnee. Ein einsames Häuschen irgendwo auf dem Berg, wäre schon eine gute Sache, wenn ein wenig Wald und Wiese dabei wäre und vielleicht noch ein kleiner Bach, kann man sich ein ruhiges Leben als Selbstversorger schon vorstellen, oder? Wichtig wäre auch, dass das Gebäude in Ordnung ist, also keine Feuchtigkeit eindringt, die Bude winddicht ist und man nicht fürchten muss, dass die Behausung jeden Moment einstürzen könnte.

– Nahrung und Wasser

Als erstes denke ich bei Selbstversorgung an Nahrung und Wasser, dazu wird man wohl einen Garten brauchen, eventuell ein Gewächshaus. Das macht nicht nur viel Arbeit, sondern man braucht auch einiges an Wissen, wie man die eigenen Pflanzen nutzen kann, um in der nächsten Saison wieder neu anpflanzen zu können (Samen, Setzlinge, usw.). Man muss dann auch die Küche an die jeweilige Erntezeit anpassen, bzw. Ertrag der nicht sofort verwertet werden kann, muss auf irgendeine Weise haltbar gemacht werden (Trocknen, Einkochen, Fermentieren, usw.). Aus einem Garten eine Familie das ganze Jahr über zu versorgen, stelle ich mir sehr schwierig vor, vor allem, wenn mal eine Ernte nicht gut ausfällt oder die Pflanzen von Krankheiten befallen sind. Wenn der Sommer sehr trocken ist, verschlingt so ein Garten auch sehr viel Wasser. Gemüse und Obst alleine reicht mit großer Wahrscheinlichkeit auch nicht aus, um die nötigen Kalorien zu bekommen. Daher wird es notwendig sein, auch tierische Produkte zu haben, also Eier, Milch und auch Fleisch. Tiere brauchen aber auch Nahrung und Wasser, daher steigt der Bedarf in diesem Bereich mit dem Besitz von Tieren nochmal drastisch an. Fertigkeiten wie Jagen oder Fischen möchten auch erlernt sein und ich bezweifle, dass es genug Tiere in der Natur gibt, um vielen Menschen als Nahrung zu dienen. Auch beim Fleisch braucht man Fähigkeiten, damit man etwas haltbar machen kann (Räuchern, Trocknen, usw.) Zum Thema Wasser wäre ein Brunnen eine vorstellbare Möglichkeit. Viele Leute in meinem Ort haben sogar einen eigenen Brunnen. Wer einen trinkbaren Bach in seiner Nähe hat, kann sich auch glücklich schätzen, Regenwasser ließe sich auch noch als Trinkwasserquelle nutzen. Leider ist weder Regen, noch ein Brunnen zu 100% verlässlich. Es kann auch mal länger nicht regnen und ein Brunnen oder sogar ein Bach, können versiegen, verseucht werden und plötzlich nicht mehr nutzbar sein. Wenn man das Wasser dann filtern und eventuell auch noch abkochen muss, wird die Beschaffung noch viel mühsamer.

– Wärme

Wenn es extrem kalt ist, genügen ein paar Stunden, dann wird es für uns Menschen im schlimmsten Fall lebensbedrohlich. Daher braucht man eine Möglichkeit Wärme zu erzeugen. Also zumindest ein einfacher Holzofen oder Kamin, wären eine absolute Grundvoraussetzung für eine Selbstversorgung. Also eine Heizmöglichkeit, die keinen Strom benötigt. Heizungen mit Gas oder Heizöl sind sicher auch denkbar, aber dann braucht man auch irgendwo einen Tank mit dem benötigten Treibstoff. Das Dumme ist halt, dass es eventuell keinen Nachschub gibt, wenn dieser erstmal leer ist. Ich würde da eher Richtung Holz gehen, das liegt daran, dass ich auf dem Land wohne und ich wahrscheinlich für den Rest meines Lebens genug Holz in der Umgebung habe (abgesehen davon, dass die Wälder nicht mir gehören). Daher wäre es auch super einen eigenen Wald zu haben, was sicher eine Kostenfrage ist. Über die Sonne wäre ein Aufheizen von Wasser auch noch denkbar, um zu Heizen, aber auch die Sonne scheint nicht dauernd und auch Pufferspeicher sind irgendwann aufgebraucht. In Österreich hatten wir auch schon öfter längere und sehr kalte Winter, sich hier selbst ausreichend versorgen zu können, stelle ich mir sehr schwierig vor.

– Energie und Kochen

Der einfachste, aber auch aus meiner Sicht unangenehmste Weg das Energieproblem zu lösen, wäre zu versuchen komplett ohne Strom auszukommen. Ich kann mir das definitiv nicht vorstellen, egal ob es dabei um Licht, Wärme, Unterhaltung, Werkzeuge oder Kommunikation geht. Wer mit Strom aufwächst und diesen Luxus von Kind auf gewohnt ist, wird es kaum verkraften können, ohne dieses Wunder der modernen Welt auszukommen. Ob man es schafft mit Solarpanelen, Wind- oder Wasserkraft Strom zu erzeugen und diesen dann auch noch vernünftig zu speichern, ist für mich fraglich. Diese Dinge brauchen Wartung und auch technisches Verständnis, bzw. auch Ersatzteile und es kann zu Ausfällen kommen. Stromaggregate halte ich hier sicher auch für eine Alternative, aber nur für kurzfristige Einsätze und nicht für den Dauerbetrieb, schließlich braucht man auch hier Treibstoffe. Ich habe zwar schon gesehen, dass es sogar Holzöfen gibt, die aus dem Feuer Energie erzeugen können, aber ob das so effektiv ist, halte ich für fraglich. Zum Kochen brauchen wir Menschen auch Energie, ganz ohne warme Mahlzeiten auszukommen, stelle ich mir als sehr unangenehm und vielleicht sogar gesundheitsgefährdend vor. Wer zum Erzeugen von Wärme einen Holzofen besorgt, sollte eventuell darauf achten darauf auch kochen zu können. Was ich auch schon mal gesehen habe, ist ein Solarofen, aber wie der Name schon sagt, braucht man dazu die Sonne.

– Hygiene und Notdurft

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich könnte ohne Hygiene nicht leben, Zähneputzen, Duschen, Haare Waschen oder Rasieren, muss einfach sein. Dazu braucht man nicht nur Wasser (Brauchwasser), sondern auch zumindest Seife und Zahnpasta. Es gibt durchaus Möglichkeiten Seife und Zahnpasta selbst herzustellen oder alternative Naturprodukte zu verwenden (Zähneputzen geht z.B. mit Asche). Gebrauchswasser sehe ich als weniger problematisch, aber es muss auch von irgendwo herkommen und wenn man eine Knappheit bei Trinkwasser hat, wäre es dumm damit zu duschen. Auch die Kleidung und die Behausung müssen gereinigt werden, dazu braucht es auch Wasser und Reinigungsmittel. Was man auch nicht unterschätzen sollte, sind die Abfälle, die unser Körper produziert, also Urin und Kot. Wir sind es gewohnt, dass wir die Spülung am WC drücken und dann sind unsere Hinterlassenschaften schon das Problem der Kläranlage. In einer Krise oder bei Probleme mit der Kanalisation, schaut die Sache schon anders aus. Es gab schon einen Grund, warum WC´s früher etwas entfernt vom Haus waren und die Leute zum Teil auch in der Nacht dorthin gehen mussten, oder einen Nachttopf hatten. Ein einfaches Camping WC, ist als Option denkbar, aber dazu braucht man auch Chemikalien und muss das Ergebnis dann irgendwo entsorgen. Auch hier habe ich wieder einen Vorteil am Land, im Zweifelsfall kann ich noch immer in den Wald gehen und mich dort erleichtern.

– Handwerk und Handarbeit

Zu einer lückenlosen Selbstversorgung, würde für mich auch gehören sich Kleidung herstellen zu können oder auch andere Dinge, die man normalerweise kaufen würde. Als grundlegende Fertigkeit, sollte man zumindest mit Holz umgehen können, da man aus diesem Werkstoff sehr viele Dinge machen kann. Dazu muss man aber erstens Holz haben und zweitens eventuell auch wissen, welches Holz sich für verschiedene Projekte eignet. Wer mit Metall umgehen kann, hat sicher noch einen weiteren Vorteil, so kann man aus einem Metallgegenstand etwas Anderes machen. Sich Kleidung selbst zu machen, ist grundsätzlich möglich, aber man braucht auch ein Grundmaterial dafür, das kann z.B. Wolle, Leder oder Filz sein, wie es auch die Leute früher verwendet haben. Ich denke, dass es kaum mehr Leute gibt, die noch wissen, wie man diese Grundmaterialien bekommt, geschweige denn richtig verarbeitet. Handwerkliches Geschick ist und bleibt auch eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine Selbstversorgung, wer zwei linke Hände hat, sollte die Finger davonlassen.

– Bildung und Erziehung

Ist zwar komisch, dass mir dieser Punkt in Bezug auf Selbstversorgung einfällt, aber auch das sollte man nicht außer Acht lassen. Wer Kinder hat, müsste sich dann auch selbst um die Erziehung und die Bildung des Nachwuchses kümmern. Ob die Schule noch offen ist, wenn es zu einer Krise kommt, ist nicht sicher. Einige Kinder werden auch daheim unterrichtet, das ist kein Ding der Unmöglichkeit und Schulen gibt es ja auch noch gar nicht so lange, daher war das auch früher so. Ob man es dann dann neben den ganzen Arbeiten rund um die Selbstversorgung auch noch die Kinder vernünftig zu unterrichten, ist eher ungewiss.

– Verteidigung

Beim letzten Punkt halte ich mich bewusst kurz und möchte nur eine Frage in den Raum stellen. Stellt euch vor ihr seid Selbstversorger, es bricht eine schwere Krise aus und ihr seid zwar schockiert, aber unterm Strich habt ihr alles was ihr braucht und daher bricht keine Panik aus. Jetzt stellen aber andere fest, dass ihr etwas habt und sie nicht, wie lange denkt ihr, werdet ihr euer Hab und Gut verteidigen können?

Fazit

Selbstversorgung ist ein ehrgeiziges Vorhaben, es ist nicht unmöglich, aber aus meiner Sicht extrem schwierig. Es wird auch nicht möglich sein von heute auf morgen Selbstversorger zu sein, das muss man aufbauen und lernen. Wer also wartet, bis eine Krise ausbricht oder das Finanzsystem zusammenbricht, wird es nicht schaffen, kurzfristig eine unabhängige Versorgung schaffen zu können. Der einzige Weg wäre also bereits jetzt etwas in diese Richtung zu machen. Aber auch wenn man sowas hin bekommt, bleibt das Problem, dass man seine Ressourcen nicht dauerhaft schützen können wird. Für mich macht es daher nur Sinn in kleinen Bereichen eine Eigenversorgung zu haben, aber eine komplette Selbstversorgung halte ich für mich als unmöglich und nicht anstrebenswert.

Was sagt ihr zum Thema Selbstversorgung? Macht ihr etwas in diese Richtung? Seht ihr die Vor- und Nachteil so wie ich? Schreibt mir dazu bitte einen Kommentar. Über ein Like und ein Abo meines Blogs, würde ich mich ganz besonders freuen!

2 Kommentare

  1. Hi Christian,
    tolles Thema was du da ansprichst. Ich habe da auch schon viele Gedanken drüber gehabt.
    Wie so oft teile ich deine meisten Gedanken. Ohne Kriese würde ich sagen das es Hart aber machbar wäre. Auch der Verzicht auf Strom und solche Dinge finde ich nicht wirklich schwer. Wenn man so lebt dreht sich die Zeit ganz anders. Alles viel ruhiger und so. Dazu kommt das man glaube ich keine Lust oder Kraft mehr hat sich vor den Fehrnseher oder sonst was zu setzen.
    In einer Kriese kann man diese Dinge glaube ich nur mit einer großen Gruppe schaffen. So von jedem Job ein zwei Leute.
    Dann könnte es auch mit dem Verteidigen klappen. Wenn man es hier sehr genau nimmt wird es immer eine andere Gruppe geben die wenn sie will einem alles weg nehmen könnte.
    Aus dieser Sicht hätte alles also keinen Sinn.
    Da Aufgeben keine Option für mich ist, würde ich alles versuchen was geht.
    Sterben kann ich dann immer noch 😉

    Vielen Dank für deine Gedanken zu diesem Thema.

    LG Björn

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    1. Danke für deine Meinung, das mit der Gruppe sehe ich auch so, früher hat ein Dorf auch alles zusammen gemacht und geteilt, damit alle durchkommen, kann nur hoffen, dass dies auch heute in einer Krise bei mir zuhause funktionieren würde. Noch lieber wär es mir, wenn ich das nicht rausfinden muss. LG Christian

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